2010 Skulptur soll zerstört werden!
Gegendarstellung, die sich auf den Artikel von Peter Liessmann in der Magdeburger Volksstimme vom 25.5. 2010 bezieht.
Wir greifen hier nicht den Redakteur Peter Liessman an, der in seinem Artikel bemüht war, den Hintergrund unserer künstlerischen Arbeit darzustellen und stets sachlich blieb. Uns fiel jedoch auf, dass immer wieder, auch in anderen Artikeln der MVS und in anderen Medien, die gleichen Quellen zitiert wurden, die des Oberbürgermeisters. Niemals wurden wir Künstler gefragt, ob die Behauptungen von OB Trümper den Tatsachen entsprechen. Zur Entkräftung der falschen Behauptungen und Lügen durch den Oberbürgermeister möchten wir auf drei wesentliche Punkte eingehen:
Skulptur_Gewächshaus…Die Realität vom Kopf auf die Füsse stellen!
Bestandteil des Kaufvertrages für die Skulptur ist der jetzige Standort im Skulpturenpark des Kunstmuseums. Für diesen Standort musste die Gewächshauskonstruktion von ehemals 50 Meter Länge auf 24 Meter Länge gekürzt werden. Die übriggebliebenen Segmente wurden verschrottet. Die komplizierte Stahlkonstruktion der Skulptur musste mit Streifenfundamenten in die abschüssige Hanglage im Skulpturenpark gegründet werden. Alle tragenden Teile der Konstruktion mussten in der Länge beschnitten werden, um das Gefälle auszugleichen. Ein Umsetzen der Skulptur ist deshalb unmöglich. Das heißt, die tragenden Teile müssten über den Fundamenten abgeschnitten werden was zwangsläufig zur Zerstörung der Skulptur führt. Diesen Fakt kennen sowohl die Fachleute vom Kunstmuseum als auch OB Trümper. Deshalb ist ja das Ziel, die Skulptur an diesem Standort zu erhalten!
Wir weisen auch den Vorwurf energisch zurück, wir hätten der Öffentlichkeit die Entwicklung der Skulptur nicht zugänglich gemacht. Es entstand ein umfassendes Archiv mit Texten, Objekten, Fotografien, Audioaufnahmen, Film/Videomaterial. Die bereits für 2006 geplante Ausstellung „Prozess Gewächshaus“ des Kunstmuseums zu unserem Projekt, die bereits in dem Faltblatt des Museums (Januar-April 2006) angekündigt worden war:… Mit Rücksichtnahme auf die öffentliche Diskussion über den Standort wird die Ausstellung „Prozess GEWÄCHSHAUS“ zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt….wurde auf massives Betreiben des Oberbürgermeisters, Dr. Trümper verhindert und durfte auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht stattfinden. Die Ausstellung hätte uns und das Museum in die Lage versetzt, den komplexen Inhalt dieser prozessualen künstlerischen Arbeit der Öffentlichkeit zu vermitteln. Diese Möglichkeit der Vermittlung haben wir bis zum heutigen Tag nicht bekomme. Das umfangreiche Archiv sollte im Verlauf der Ausstellung prozessual entstehen und in Form eines Archivmoduls im Museum dauerhaft verortet werden. Neben dem Archiv entstand eine umfassende Website (www.prozess-skulptur-gewaechshaus.de) die ständig aktualisiert wird. Letzte Aktualisierungen wurden von uns Anfang Juni 2010 vorgenommen. Die Website ist ein eigenständiges Medium und war nie als Archiversatz geplant.Es ist verlogen uns Künstlern vorzuwerfen, wir hätten nichts zur Vermittlung der Skulptur unternommen, nachdem uns die Möglichkeit dazu dauerhaft genommen bzw. versagt wurden.
Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper begründete bis zum heutigen Tag nicht, wieso die Skulptur vom jetzigen Standort entfernt werden soll. Mit der Qualität des Kunstwerkes, so der OB, habe das nichts zu tun, davon verstehe er nichts, das hätten die Fachgremien bereits positiv entschieden. Bei einem Treffen, Frühjahr 2006 von Kultusminister Olbertz, OB Trümper, Dr. Koch, Beigeordneter für Kultur, Vertreter des Kultusministeriums und uns Künstlern: Auf die Frage, von Johanna Bartl (Künstlerin), warum die Skulptur denn umgesetzt werden soll, antwortete der OB: „Weil ich das so will!“. Wieso fragt kein Politiker oder Journalist die Fachleute im Kunstmuseum, ob sie die Skulptur entfernen lassen wollen oder behalten wollen und welche Bedeutung die Skulptur für die Sammlung des Museums hat?
darüber hinaus: Es ist eine falsche Behauptung, daß die Skulptur 80tausend Euro gekostet hat. Es waren 64tausend Euro, wovon mehr als die Hälfte in die technische Umsetzung geflossen sind, angefangen vom statischen Nachweis über fachlich qualifizierte Stahlbau- und Baufirmen bis hin zur Statik und TÜV-Abnahme.
Auch ist die Behauptung falsch, daß eine Web-Cam installiert werden sollte um Bilder regelmässig abrufbar zu machen. Das war nie innerhalb unseres Konzeptes (siehe Vertrag) geplant.
Belegen lässt sich die Richtigkeit unserer Gegendarstellung durch unseren Vertrag, durch das Konzept unserer künstlerischen Arbeit und durch diverses ergänzendes Dokumentationsmaterial.
Wir wollen den Umgangsformen des Bürgermeisters nicht fassungslos gegenüberstehen, deshalb fordern wir, er soll umgehend ein öffentliches Forum zur „Skulptur Gewächshaus“ im Kunstmuseum Magdeburg zulassen. Wir erwarten, dass uns, den Künstlern, nun endlich die Möglichkeit gegeben wird diesen falschen Behauptungen und Lügen zu begegnen, die über die Jahre (seit der Errichtung der Skulptur 2005) dazu dienten, gezielt unser Projekt zu beschädigen und uns als Künstler zu diffamieren.
Die Skulptur ist aus Landesmitteln erworben worden, befindet sich im Museumsbestand des Kunstmuseums Magdeburg, ist also öffentliches Eigentum. Sie ist ein Geschenk des Landes an die Bürger der Stadt Magdeburg, nicht an den Bürgermeister. Es hat nach unserem Wissen in Deutschland in der jüngsten Geschichte keinen Fall gegeben, wo Kunst aus Museumsbeständen auf Anweisung eines Oberbürgermeisters entfernt wurde.
Fazit:
Eine Begründung für die Entfernung der Skulptur durch den OB fehlt!
Die Skulptur kann nicht umgesetzt werden, ohne sie zu zerstören und einen vor 5 Jahren begonnenen Prozess des Wachstums, der wesentlicher Bestandteil der Skulptur ist, zu beenden. Nur der Erhalt der Skulptur am jetzigen Standort sichert ihren Fortbestand.
die Qualität des Kunstwerkes stand nie zur Debatte, so der OB.
Wir Künstler und viele Andere sind am Erhalt der Skulptur interessiert
Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit.
Arbeitsgemeinschaft Skulptur_Gewächshaus: Johanna Bartl, Wieland Krause, Olaf Wegewitz, Juni 2010