4. Werkleitz Biennale, Videoinstallation
© 2000 „Umfahrung“ s/w, Ton, Loop, 09:25 min,
Das unspektakulär in der Art eines Amateurvideos aufgenommene Tape, ein Umkreisen der Gewächshausanlage mit der Kamera aus dem Auto heraus, transportiert Staunen angesichts der Dimension der verlassenen Industriestätten …
… steht die Ruine zugleich für einen Status Quo der Gegenwart der neuen Bundesländer und als ein Mahnmal für ein Modell von „Landwirtschaft“, das sich von den Zyklen der Jahreszeiten sowie dem Einsatz von Arbeitskräften weitgehend abgekoppelt hat. Die Videoarbeit wurde monumental auf die Stirnwand der Scheune des Heimatvereins projiziert, in der ein Teil der dort ausgestellten Sammlung landwirtschaftlicher Geräte verblieb. Die Tonspur des Videos gab das Geräusch der Autoreifen auf splitterndem Acrylglas wieder. Die Installation produzierte eine Atmosphäre des Wiedererlebens, der Wiederbegegnung mit zahlreichen, vergleichbaren Industrieruinen in den neuen Bundesländern, des Phantomschmerzes angesichts verlassener Produktionsstätten und den damit einhergehenden Assoziationen von ökonomischem Restrisiko, verlorenen Arbeitsplätzen und dem Abschied von einem Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell. Begleitend zu der Videoinstallation wurde eine Dokumentation des bisherigen Projektstandes produziert.
Christiane Mennicke, Kuratorin Katalogtext 2000