Schlachthof.Wandlung 1994/95 in Dessau
Wortreihe und leere Papiere im „Sozialtrakt“ des still gelegten Schlachthofes in Dessau. Erkundung von Industriebrachen als Räume für Reflexionen: Licht, Text, Klang
Im Zusammenhang mit meinen Raumerkundungen arbeite ich seit 1994 mit einzelnen Worten, um ihre Bedeutungen und deren Wandlungen in verschiedenen zeitlich-räumlichen Kontexten erlebbar zu machen.
Im „Sozialtrakt“ des stillgelegten Schlachthofs in Dessau schrieb ich 1994 auf den Fußboden des Umkleideraumes – in die von Staubablagerungen umgrenzten ehemaligen Standflächen der Spinde – mit in der „Meisterbude“ gefundener Kreide die Worte
ARBEIT FREI ZEIT LEBEN NORM.
Dann legte ich auf diese Flächen leeres Papier – freie, nur das sich wandelnde Tageslicht reflektierende Flächen.
Auch in anderen verlassenen Räumen, wo ich die Ablagerungen und Spuren vergangener Arbeit auf dem Fußboden fotografiert hatte – legte ich nun weißes Papier aus. Die geraden Konturen, Symmetrien, der Rhythmus von Reihen strukturieren den Raum. Die offenen Fenster erhalten Bedeutung, verweisen auf die Herkunft des Lichts. Die leuchtenden Flächen erscheinen wie Verheißungen unbestimmter Möglichkeiten eines anderen Seins.
Johanna Bartl, Fotografien „Sozialtrakt“ 1995 als pdf herunter laden