Arbeit in Industriebrachen seit 1992 – Archiv
Erkundung / Wandlung – das Archiv enthält Dokumentationen des Vorgefundenen, Beobachtung der Veränderungen von Räumen und Materie, und künstlerische Arbeiten.
Angesichts der sich rasant verändernden gesellschaftlichen Wirklichkeit erkunde ich mittels künstlerischer Arbeit grundsätzlich und konkret unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten in Abhängigkeit von Raum (mit veränderlichem Standorten und Perspektiven) und Zeit (Bewegungen, Prozesse), um schließlich Fragen nach unseren menschlichen Begabungen, Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Gestaltung von Welt (Räumen, Beziehungen, Prozessen) neu stellen zu können.
Seit Anfang der 90er Jahre nutzte ich dazu immer wieder Industriebrachen als Räume für meine Arbeit. Hier begann ich mit der Erkundung und Befragung von Spuren und Zeugnissen der Arbeit in Industrie und industrieller Landwirtschaft, von Kommunikation und sozialen Beziehungen. In diesen nun von Nutzungskonzepten freien Räumen beobachtete ich, wie die hinterlassenen Reste industrieller Arbeit (Baulichkeiten, Maschinen und technische Anlagen, Materialien und Reststoffe) in dem aufgehen, was wir als „Natur” bezeichnen. Artefakte wandeln sich. Energieaustausch, Stoffwechsel, Prozesse des Werdens und Vergehens wirken in Kultur und Natur.
1992 Thermometerfabrik Böhlen/Thüringen, 1993 Bahnbetriebswerk Chemnitz-Hilbersdorf, 1994 Lokschuppen Wörlitzer Bahnhof Dessau, 1994/95 Schlachthof Dessau, 1994/97 Gut Röderhof/Huy, 1997/2000/2005 Gewächshausanlage Vockerode, 2006 Molkerei Dessau.
„Erkundung / Wandlung – Arbeiten in Industriebrachen“: dieses Archiv enthält meine Sammlungen von Fundstücken aus den Produktionsräumen, Dokumentationen des Vorgefundenen und der Erinnerungen von ehemals Beschäftigten an die Zeit der Produktion, Aufzeichnungen der Veränderungen von Räumen und Materie (Foto, Video, Text), und künstlerische Arbeiten. Diese entstanden durch Wandlung der verlassenen Räume mit künstlerischen Mitteln: „Lichtfelder“ mittels Papier und Projektion, Einbringen von Worten/Text, Klang. Zeichnungen, die vor Ort auf vorgefundenen Papieren entstanden, Fotografien, Videos, Text sind im Archiv einsehbar zusammengestellt und bilden das Material für Projektionen, Ausstellungen, Performances.
Standort des Archivs: Atelier Johanna Bartl in Dessau
Fotodokumentation des Archivs in Dessau 2012 von Susanne Ahner